Vor einer Feedback-Sitzung ist eine gute Vorbereitung unerlässlich. Zu Beginn steht die physische Vorbereitung mit Bewertungsbögen und die Arbeitsplatzbeschreibungen, die ausgefüllt werden müssen. Natürlich ist die mentale Vorbereitung auch wichtig. Das Resultat? Um konstruktives Feedback zu fördern, muss man Beurteilungsfehler und unbewusste Voreingenommenheit (Unconscious Bias) ausmerzen.
Es mag eine Grundregel der Kommunikation sein, in jedes Gespräch unvoreingenommen und ohne vorgefasste Meinungen zu gehen, aber in der Praxis funktioniert das nicht immer. Damit soll nicht gesagt werden, dass jemand absichtlich voreingenommen ist. Vielmehr liegt es in der menschlichen Natur, Muster zu lernen und sie im Gedächtnis zu speichern. Für eine wirksame Feedback-Kultur ist es unerlässlich, sich von diesen Vorurteilen zu befreien, um konstruktives Feedback und eine erfolgreiche Arbeitsbeziehung zu ermöglichen.
Warum Feedback wichtig ist
Laut einer Umfrage von kununu engage wünschen sich 3 von 4 Mitarbeitern Feedback von ihren Führungskräften, aber nur 25 % bekommen es tatsächlich. Eine Lücke, die es zu schließen gilt. Vor allem angesichts der zunehmenden Unsicherheit auf dem Arbeitsmarkt könnten sich Mitarbeiter in eine neue Beschäftigung gedrängt fühlen, wenn sie nicht die Behandlung erhalten, die sie von Ihnen erwarten.
Wenn Sie Ihren Mitarbeitern ein Feedback geben, haben Sie die Möglichkeit, bisherigen Fortschritte zu bewerten, bei Bedarf Anpassungen vorzunehmen und Ihre Mitarbeiter wissen zu lassen, ob sie auf einem guten Weg sind. Sie leisten vielleicht Überstunden, um Ihre Aufmerksamkeit zu bekommen, und opfern dafür Zeit mit ihrer Familie. Ihre Bemühungen in die falsche Richtung zu lenken, wäre suboptimal und es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie den Reiz an ihrem Job verlieren.
Bei unserer täglichen Arbeit werden wir mit vielen Aufgaben und Problemen konfrontiert, die wir auf die eine oder andere Weise schon einmal erlebt haben. Daher sehen wir uns als Experten auf unserem Gebiet. Dieser Ansatz ist zwar per se nicht falsch, aber er grenzt ein. Denn es wird schwieriger, über den Tellerrand hinauszuschauen. Eine Denkweise, die aus dem Zen-Buddhismus in die moderne Mitarbeiterführung übernommen wurde, nennt sich "Beginner's Mind". Im Grunde genommen lässt man mit dieser Einstellung alles Wissen los, das man im Laufe der Jahre angesammelt hat, und öffnet sich für eine neue Perspektive - so wie es ein Anfänger macht. Dies bedeutet, dass man bereit ist zu lernen und keine Vorurteile hat. Oder, um es mit den Worten eines Zen-Meisters zu sagen:
“Wenn dein Geist leer ist, ist er immer bereit für alles, er ist offen für alles. Im Geist des Anfängers gibt es viele Möglichkeiten, aber im Geist des Experten gibt es nur wenige.” ― Shunryu Suzuki
1. Halo-Effekt und Horn-Effekt:
Wenn Ihnen jemand in einem Bereich positiv auffällt, ist es wahrscheinlich, dass Sie die Person positiv wahrnehmen. Diese Tendenz ist verständlich, aber nicht zwangsläufig korrekt. Dieser sogenannte Halo-Effekt ist häufig in schnell wachsenden Start-ups zu beobachten. Diese Voreingenommenheit könnte Ihre Fähigkeit beeinträchtigen, einen Mitarbeiter objektiv zu betrachten, weil Sie nur positive Erfahrungen mit ihm oder ihr gemacht haben. Anders gesagt, könnte dieser Effekt es Ihnen erschweren, Fehler und Probleme in diesem Mitarbeiter zu erkennen, da er oder sie in Ihren Augen “perfekt” ist.
Der Horn-Effekt ist der umgekehrte Effekt. Wenn jemand in einem Bereich einen schlechten ersten Eindruck macht, erwarten Sie von dieser Person nur noch negative Ergebnisse.
2. Die "Ähnlichkeitsvorliebe“
Wir tendieren dazu, uns Menschen näher und verbundener zu fühlen, die ähnliche Qualitäten oder Überzeugungen, wie wir selbst, haben. Diese Voreingenommenheit wirkt sich auf alle Aspekte einer Management-Funktion aus, einschließlich Einstellung, Beförderung und sogar Feedback und Leistungsbeurteilung. Manager, die von dieser Voreingenommenheit beeinflusst sind, erkennen die Leistungen von Mitarbeitern möglicherweise nicht an, nur weil diese "anders" sind.
3. Idiosynkratische Beurteilungs-Voreingenommenheit
Auf diese Weise können wir vergleichen, wie vertrauenswürdig andere Menschen sind. Oft ist es jedoch ein Spiegel unserer eigenen Persönlichkeit und nicht der anderen Person. Am Arbeitsplatz tritt idiosynkratische Voreingenommenheit auf, wenn ein Feedbackgeber sich auf seine eigenen Fähigkeiten konzentriert und nicht auf die des Empfängers. Da kann es passieren, dass Sie einer Person eine Menge negative Kritik geben.
4. Bestätigungs-Voreingenommenheit
Es handelt sich um die psychologische Tendenz, Informationen zu suchen und zu finden, die die eigene Meinung oder Ansicht zu einer Sache bestätigen. Diese Voreingenommenheit kann es erschweren, jemanden objektiv zu beurteilen und ihm Raum zur Weiterentwicklung zu geben. Während eines Feedbackgespräches ist es wichtig, aktiv zuzuhören, um nicht nur das zu hören, was man hören will.
5. Der blinde Fleck
Im Grunde bedeutet dies, dass Sie sich der Voreingenommenheit Ihres Gegenübers sehr wohl bewusst sind, nicht aber Ihrer eigenen. Wie bei vielen Dingen im Leben ist der erste Schritt zur Veränderung die Erkenntnis. Wenn Sie denken, dass alle Menschen auf der Welt voreingenommen sind, nur Sie nicht, wird das zu einer Herausforderung.
Wenn Sie sich der 5 oben genannten kognitiven Voreingenommenheiten bewusst sind, sind Sie auf einem guten Weg diese zu vermeiden. Nehmen Sie sich vor jedem Feedback einen Moment Zeit, um sich die folgenden Fragen zu stellen:
-Identifiziere ich mich mit dieser Person mehr als mit anderen?
-Gibt es andere Voreingenommenheiten, die meine Fähigkeit beeinträchtigen könnten, zuverlässiges Feedback zu geben?
Wenn Sie sich die Zeit nehmen, über die möglichen kognitiven Beurteilungsfehler und die daraus resultierenden Auswirkungen nachzudenken, können Sie Ihren Kollegen, Mitarbeitern und sogar Ihrem Vorgesetzten ein besseres Feedback geben. Die Übung der Selbstwahrnehmung, die Bewahrung eines “Beginner’s Mind“ und das aktive Zuhören bei jedem Feedback-Gespräch sind wesentliche Voraussetzungen für die Schaffung einer positiven Feedback-Kultur.
Haben Sie noch weitere Tipps für die Schaffung einer Feedback-Kultur? Oder haben Sie bereits unseren Blogbeitrag über die OKRs?
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